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10.01.2024

Scheitern leicht gemacht: 10 sichere Wege, ein Start-up in die Krise zu führen

von Dr. Daniel Schöneich

Sie stehen kurz davor, ein eigenes Start-up zu gründen oder haben diesen Sprung bereits gewagt? Egal in welcher Phase Sie sich befinden, wir stellen Ihnen mit einem Augenzwinkern die Top 10 Fails bei der Unternehmensgründung vor. Mithilfe dieses Artikels können Sie überprüfen, ob Sie auf dem richtigen Kurs sind und rechtliche Fallstricke vermeiden, die Ihrem Start-up schaden könnten. Denn egal, ob Sie am Anfang Ihrer Reise stehen oder bereits unterwegs sind, die Berücksichtigung rechtlicher Aspekte ist entscheidend für den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens.

Fail #1: Drehen Sie am Glücksrad der Gesellschaftsformen und lassen Sie den Zufall über die Rechtsform Ihres Start-ups entscheiden.

Warum sich mit lästigen Fragen zur passenden Unternehmensstruktur herumschlagen? Das ist doch viel zu kompliziert. Sicher, Sie könnten sich Zeit nehmen, um die richtige Gesellschaftsform sorgfältig auszuwählen. Sie könnten sich Gedanken über Haftungsfragen machen und steuerliche Vorteile in Betracht ziehen. Aber wer sich aus dem Bauch heraus für eine Gesellschaftsform entscheidet, wird schon richtig liegen, oder? Konsequenzen, wie die persönliche Haftung mit dem eigenen Privatvermögen oder verpasste Steuervorteile, sind doch nebensächlich. Und das Beste daran: Wenn Sie sich später doch noch für die eigentlich passende Gesellschaftsform entscheiden, sind aufwendige und teure Geschäftsumwandlungen garantiert!

Fail #2: Warum individuelle Gesellschaftervereinbarungen überbewertet sind.

Kein Mensch braucht Gesellschaftsverträge, die auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Start-ups zugeschnitten sind. Es ist ja kein Beinbruch, wenn ein Unternehmen wegen fehlender Regelungen zum Umgang mit Pattsituationen handlungsunfähig wird. Konflikte im Falle des Austritts eines Gesellschafters? Die gibt es doch so gut wie nie! Sie können also getrost auf eine durchdachte Exit-Strategie verzichten. Wenn Sie Ihr Start-up vor weitere unnötige Herausforderungen stellen wollen, dann sollten Sie erst recht keine Bestimmungen zu Haftungsbeschränkungen oder Wettbewerbsverboten festlegen. Es ist sicher nur ein Mythos, dass solide Gesellschafterverträge helfen, Konflikten innerhalb des Start-ups vorzubeugen.

Fail #3: Just do it!

Schlagen Sie sich bloß nicht mit der Beachtung der gesetzlich vorgeschriebenen Erlaubnispflichten oder regulatorischen Anforderungen herum. Ob Ihr Start-up überhaupt rechtskonform agiert, kann erst einmal hinten anstehen. Gehen Sie einfach davon aus, dass Sie ohne jegliche Genehmigungen starten können. Legen Sie einfach los! Die zuständigen Behörden werden schon nicht bemerken, dass Ihr Start-up existiert. Außerdem handelt es sich bei den Vorgaben zu berufsrechtlichen Qualifikationen, Deklarations- und Verpackungspflichten, Arbeitnehmerschutzbestimmungen oder Sicherheitsstandards sowieso nur um Empfehlungen, nicht wahr? Ihr Unternehmen wird von einer Betriebsschließung und empfindlichen Strafen sicher verschont bleiben.

Fail #4: DIY-Verträge sind das Mittel der Wahl im Arbeitsrecht.

Wenn Sie erreichen möchten, dass Ihr Start-up den Bach runter geht, sollten Sie besser nicht in eine fundierte arbeitsrechtliche Beratung investieren. Verfahren vor den Arbeitsgerichten sind immerhin eine spannende Sache, die dem Leben als Unternehmer die nötige Würze verleihen. Passende Vertragsgestaltungen zu Arbeitszeit- und Vergütungsmodellen oder Befristungen gelingen nämlich eher selten auf eigene Faust.

Start Up

Fail #5: Spread the word! Lassen Sie die ganze Welt an Ihren Erkenntnissen teilhaben.

Vergessen Sie Geheimhaltungsvereinbarungen und technische Schutzmaßnahmen! Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, wertvolles Know-How vor dem Zugriff Ihrer Wettbewerber zu schützen und vor allem Programmcodes zum Gegenstand von Betriebsgeheimnissen zu machen. Warum sollte man eine Geheimhaltungsvereinbarung schließen, wenn man einem Investor die eigene Geschäftsidee in einem Pitch genau präsentiert? Natürlich abgesehen davon, dass die Konkurrenz in diesem Fall ohne großen Aufwand von Ihrer harten Arbeit profitiert und der Entwicklungsvorsprung Ihres Start-ups im Markt zunichte gemacht wird.

Fail #6: Vernachlässigen Sie Ihre IP-Schätze.

Großartige Ideen sind der Treibstoff für die wirtschaftliche Entwicklung Ihres Start-ups. Wenn Sie dessen Erfolg vereiteln wollen, dann betrachten Sie die Innovationen, die Ihr Start-Up groß machen sollen, doch einfach als etwas, das keiner besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Warum sich also Gedanken darüber machen, ob die damit verbundenen Schutzrechte ordnungsgemäß auf das Unternehmen übertragen wurden oder immer noch bei einzelnen Gründungsgesellschaftern, Freelancern oder Mitarbeitenden liegen? Vermeiden Sie es, Ihrem Unternehmen die erforderlichen Rechte an Patenten, Marken, Designs oder Werken durch rechtssichere Vereinbarungen zu sichern. Verletzungen von Urheberrechten, z.B. an Unterlagen, Bildern, Datenbanken oder Softwarecodes, sind doch ohnehin gängige Praxis in der Geschäftswelt. Bei einer Due Diligence Prüfung, sei es im Rahmen von Finanzierungsrunden, Verhandlungen von Lizenzvereinbarungen oder Unternehmensverkäufen, werden die Verträge zur Übertragung von Schutzrechten oft genau unter die Lupe genommen. Und Unsicherheiten über die Rechteinhaberschaft können das Aus für wichtige Geschäftschancen bedeuten. Wenn Sie Ihr Start-up also ausbremsen wollen, dann sollten Sie sich nicht darum kümmern, dass das geistige Eigentum auch tatsächlich in Ihrem Unternehmen liegt.

Fail #7: Namenswahl und Logo-Design: Blind durch die Markenwelt navigieren.

Sie haben sich bereits auf einen griffigen Namen für Ihr Unternehmen geeinigt und für die Produktpalette wurde auch schon ein tolles Logo entworfen? Herzlichen Glückwunsch! Dann steht Ihrem Marktauftritt ja nichts mehr im Weg – zumindest wenn es Ihnen egal ist, ob Ihr Start-up wegen Rechtsverletzungen in Anspruch genommen wird. Denn es kann durchaus sein, dass andere Unternehmen bereits Rechte an diesen Bezeichnungen erworben haben. Sie riskieren also Abmahnungen und gerichtliche Auseinandersetzungen, wenn Sie im Vorhinein nicht prüfen lassen, ob ältere Drittrechte bestehen. Sollte Ihrem Unternehmen die Benutzung des Kennzeichens verboten werden, ist dies nicht nur mit erheblichen Schadensersatzforderungen verbunden. Ihr Start-up erleidet außerdem einen nicht zu unterschätzenden Reputationsverlust, wenn Sie den „genialen“ Namen nicht mehr verwenden können, weil er Rechte Dritter verletzt. Verloren sind auch die Investitionen, die in die Etablierung der eigenen Marke oder Geschäftsbezeichnung geflossen sind. Wenn Sie Ihr Unternehmen zusätzlich behindern wollen, verzichten Sie darauf, eigene Marken schützen zu lassen. Das erschwert nämlich das Vorgehen gegen Verletzungen Ihrer Marken und Namen.

Fail #8: Erlauben Sie die uneingeschränkte Nutzung von Open-Source Angeboten.

Die Verlockung kostenfreier Open-Source Angebote zieht viele Gründer an. Allerdings lauert in den Lizenzbedingungen häufig eine Regelung, die gerne übersehen wird – die sogenannten „Copyleft“-Klauseln. Sie besagen, dass der Quellcode, der selbst Open-Source-Komponenten enthält, seinerseits gratis zugänglich gemacht werden muss. Das klingt doch nach einer grandiosen Möglichkeit, Ihr Unternehmen zu sabotieren! Denn diese Klauseln entwickeln sich schnell zu einem wahren Albtraum, wenn das Start-up versucht, die eigenen Softwareprodukte zu vermarkten oder Lizenzgebühren zu verlangen. Die wirtschaftliche Verwertung von Open-Source basierten Quellcodes ist damit nämlich ausgeschlossen. Vergessen Sie daher auch nicht, vertraglich sicherzustellen, dass die von Ihnen beauftragten Programmierer ohne Einschränkungen Open-Source-Software verwenden können. Das wird garantiert für einige unerwartete Wendungen in Bezug auf die Verwertbarkeit sorgen und den Erfolg Ihres Unternehmens in weite Ferne rücken lassen.

Fail #9: Ignorieren Sie Datenschutz und Datensicherheit.

Die DSGVO ist bloß Langeweile in Schriftform und für Datenschutzrichtlinien interessiert sich sowieso niemand. Warum nicht etwas mehr Nervenkitzel ins Spiel bringen? Wenn Sie also von Abmahnungen und saftigen Bußgeldern träumen, dann sind Datenschutzverstöße genau das Richtige für Sie. Verzichten Sie auf eine rechtskonforme Datenschutzerklärung, ignorieren Sie die Anforderungen für Cookies und pfeifen Sie auf die Impressumspflicht. Und ganz besonders: Verschonen Sie Ihr Start-up mit einem Datenschutzbeauftragten, selbst wenn eine gesetzliche Verpflichtung dazu besteht. Setzt Ihr Start-up auf Künstliche Intelligenz? Sehr gut! Hier haben Sie die Gelegenheit, Datenschutzverstöße in Rekordzeit zu begehen. Einfach personenbezogene Daten in die KI-Anwendung einspeisen, ohne sich vorher um den rechtlichen Rahmen zu kümmern. Netter Nebeneffekt: Kunden und Geschäftspartner dürften ziemlich schnell das Vertrauen in Ihr Start-up verlieren, wenn sie befürchten müssen, dass mit ihren Daten nicht sorgsam umgegangen wird.

Fail #10: Verzichten Sie auf eine effektive und bedürfnisorientierte Vertragsgestaltung.

Wenn Sie Ihrem Start-up eine Menge zusätzlicher Ausgaben und Zeitaufwand bescheren wollen, sollten Sie auf solide AGB verzichten. Stattdessen könnten Sie doch lieber jede einzelne vertragliche Regelung individuell verhandeln lassen, insbesondere wenn es um wiederkehrende Themen in einer Vielzahl von Verträgen geht, sei es mit Lieferanten, Kooperationspartnern oder Kunden. Auf den ersten Blick mögen Sie einige Kosten sparen, aber keine Angst, der ständige Aufwand, die gleichen Rechtsfragen immer wieder aufs Neue auszuhandeln, wird Ihre anfängliche Ersparnis schnell aufzehren. Eine weitere Möglichkeit, Ihrem Unternehmen Steine in den Weg zu legen, ist die Nutzung allgemein gehaltener Standardvertragsmuster, die die Besonderheiten des Einzelfalls komplett außer Acht lassen. Vermeiden Sie hier unbedingt eine vertiefte Prüfung der vertraglichen Klauseln. Schließlich ist das nicht nur ineffektiv, sondern birgt auch eine Fülle von Unklarheiten für Ihr Unternehmen. Wer nimmt schon klare Regeln und Rechtssicherheit in Kauf, wenn man stattdessen Verwirrung und Unsicherheit haben kann?

Wenn Sie diese nicht ganz ernst gemeinten Ratschläge beherzigen, wird es Ihnen zweifellos gelingen, Ihr Start-up in kurzer Zeit in die Krise zu manövrieren.

Natürlich hoffen wir, dass Sie diese Fehler vermeiden und stattdessen schon von Anfang an die richtigen Weichen für Ihren Erfolgskurs stellen. Dabei setzt die Gründung und Führung eines erfolgreichen Unternehmens eine sorgfältige Prüfung der rechtlichen Stolpersteine voraus. Gern unterstützen wir Sie hierbei. Unsere Expertinnen und Experten verfügen über umfassende Kenntnisse im Unternehmens- und Wirtschaftsrecht. Gemeinsam mit Ihnen finden wir die auf Ihr Unternehmen zugeschnittenen Lösungen. Von der Auswahl der optimalen Unternehmensstruktur bis zur sorgfältigen Gestaltung rechtssicherer Verträge stehen wir Ihnen zur Seite.

Gut zu wissen: Wir kennen verschiedene Fördertöpfe, die für Ihre Beratungskosten genutzt werden können.

Kontakt

Dr. Daniel Schöneich

Rechtsanwalt

Fachanwalt für Gewerblichen Rechtsschutz

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