Battke Insights

10.01.2024

Nicht die Nerven, um ein Gangster zu sein – Warum Dr. Ludger Meuten gerne Verwaltungsrechtler ist.

Was wollten Sie werden als Sie 20 Jahre alt waren, was waren Ihre Visionen von einem erfüllten (Arbeits-) Leben?

Ursprünglich wollte ich Archäologe werden, da ich schon immer eine starke Affinität zu Geschichte und Wissenschaft hatte. Auch heute bin ich noch historisch interessiert und z. B. mit meiner Familie in Museen oder in Ausgrabungsstätten unterwegs.

Die Entscheidung, weg von der Geschichte hin zum Jurastudium war dann eher pragmatisch und rational. Die Frage nach der beruflichen Perspektive stand immer im Raum und Geschichtslehrer wollte ich nicht werden. Die wenigen freien Stellen an Museen wirkten auch nicht überzeugend.

Jura war immer latent in meinem Kopf. Als ich das einmal laut aussprach, hat eigentlich keiner aus meiner Familie oder meinem Freundeskreis gemeint, dass es nicht zu mir passen würde. Und mein Bestreben, immer Recht haben zu wollen, schien durchaus eine geeignete berufliche Grundlage zu sein – so jedenfalls die Einschätzung aus besagter Familie und Freunden.

Wie viele Rechtsverstöße haben Sie selbst schon begangen?

Das ist eine gute Frage und sicherlich sind es mehr, als ich mich spontan erinnere. Natürlich bewegt sich das alles im „kleinkriminellen“ Bereich, wie zum Beispiel die Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Ansonsten bin ich ein rechtstreuer Bürger. Ich bin sicherlich nicht von allen rechtlichen Normen restlos überzeugt, aber unser Rechtssystem legt nun mal die Spielregeln fest. Beim Fußballspielen kann man schließlich auch nicht einfach die Hände benutzen. Letztendlich benötigen wir Spielregeln, damit unsere Gesellschaft funktioniert.
Mit meiner Frau habe ich tatsächlich schon überlegt, ob wir eine Gangsterbande gründen sollten, aber wir haben beide festgestellt, dass uns dazu die Nerven fehlen und wir nicht über die nötige Risikobereitschaft verfügen.

„Letztendlich benötigen wir Spielregeln, damit unsere Gesellschaft funktioniert.“
Dr. Ludger Meuten

Streiten Sie auch privat gerne?

Das ist eine Frage der Perspektive. Aber seit ich hauptberuflich  im rechtlichen Bereich tätig bin, ist meine Konfliktbereitschaft im privaten Umfeld merklich gesunken. Ich gebe eher nach und akzeptiere die Wünsche und Meinungen meines Gegenübers – so jedenfalls meine Einschätzung, ob dies auch so von meiner Frau oder den Kindern gesehen wird, weiß ich nicht.

Verwaltungsrechtler haben den Ruf recht trocken, sehr genau und am liebsten in tischhohen Aktenbergen vergraben zu sein – was macht Sie trotzdem sympathisch? Wann und wo brechen Sie aus diesem Klischee aus?

Ich finde introvertierte Aktenfresser durchaus sympathisch. Ja, mein Rechtsgebiet erfordert es, dass ich gelegentlich akribisch vorgehe und Kommastellen hinterfrage. Aber mein spitzzüngiger Humor kann in einem vermeintlich trockenen Rechtsgebiet ein echter Sympathie-Booster sein.

Und in Ihrer Freizeit sind Sie da jemand, der auch beim Sport ganz akkurat ist, alles mit Zeitmesser und Maßband misst? Oder lassen Sie dann los, springen ab oder hinunter, lassen sich fallen?

Grundsätzlich bevorzuge ich wohl Kontrolle; ein Bungee-Jump wäre nichts für mich. Ich spiele leidenschaftlich gerne Schach und würde meinen Spielpartner gerne überzeugen, eine Schachuhr zu nutzen. Das wäre für mich sehr vorteilhaft. Zwar kann man nach zehn Minuten Bedenkzeit nicht von impulsivem Spiel sprechen, aber mein Spielpartner denkt regelmäßig 15 Minuten nach und ist deshalb wohl auch immer einen Tick besser. Beim Tischtennis, Squash oder Badminton liebe ich die Bewegung und die Möglichkeit, auch einmal etwas hinauszuschreien, wenn die Bälle nicht so fliegen.
Im Winter gehe ich gerne Langlaufen, wobei ich eigentlich nur darauf achte, den Kontakt zu meiner Frau nicht zu verlieren.

Wenn ich an Anwalt denke, denke ich, geprägt durch amerikanische Anwaltsserien, an Strafverteidiger, an Menschen, die für die „Gute Sache“ kämpfen. Haben Sie solche Serien und Filme auch in Ihrer Berufswahl inspiriert? Wenn ja, welche und warum dann doch lieber Vergabe- und Verwaltungsrechtler?

„Boston Legal“ habe ich erst kürzlich geschaut. Die Anwaltsserie, mit der ich aufgewachsen bin, ist „Liebling Kreuzberg“ mit Manfred Krug. Das war ein deutliches Gegenmodell zu den amerikanischen Serien. Am ehesten hat mich noch „LA Law“ inspiriert, da man hier die Idee einer Großkanzlei sieht. Mir war jedoch klar, dass dies nicht die anwaltliche Realität widerspiegelt.

Was war der wichtigste Fall (egal ob verloren oder gewonnen) in Ihrer Anwaltskarriere?

Der aktuellste Fall, den mein Kollege Dr. Daniel Schöneich mit mir vor dem Bundesverwaltungsgericht verhandelt hat, war das deutschlandweit beachtete Weinrechtsurteil (Link). Davor gab es einen weiteren Fall vor dem Bundesverwaltungsgericht: Es ging um eine Straßenkreuzung und eine darüber führende Eisenbahnbrücke. Diese Brücke wurde vom Straßenbauträger abgerissen, da die Straße sonst nicht hätte saniert werden können. Da die Bahnstrecke wenig genutzt wurde, wurde vertraglich vereinbart, eine Brücke zu bauen, falls die Strecke wieder genutzt wird. Als der Nutzer der Strecke die Brücke haben wollte, stellte sich die Frage, wofür er sie benötigte. Meine Vorgänger im Verfahren hatten zuvor in allen Instanzen verloren, und erst in der letzten Instanz wurden wir hinzugezogen und konnten die Entscheidung faktisch kippen, sodass eine unnötige Brücke nicht aus Steuermitteln gebaut werden muss. Nun ist es an dem Eisenbahnunternehmen darzulegen, dass die Strecke genutzt und die Brücke benötigt wird.

„Ein Verfahren am Europäischen Gerichtshof würde mich persönlich in meiner Anwaltslaufbahn tatsächlich sehr reizen.“
Dr. Ludger Meuten

Wie sehen die nächsten 20 Jahre aus? Was wäre ein echter Meilenstein in Ihrem Anwaltsleben?

Neben dem Verwaltungsrecht bin ich auch im Vergaberecht tätig, das alle zehn Jahre reformiert wird. Das Ziel jeder Reform ist es, das Vergaberecht effektiver und weniger bürokratisch zu gestalten. Bisher scheint das jedoch nicht zu gelingen, da es gefühlt immer komplizierter wird. Ein echter Meilenstein wäre eine grundlegende Reform des Vergaberechts.
Ein Verfahren am Europäischen Gerichtshof würde mich persönlich in meiner Anwaltslaufbahn tatsächlich sehr reizen. Dort kommen sie aber in der Regel nur hin, wenn ein deutsches Gericht die zu verhandelnde Frage als so kompliziert einstuft, dass sie nur auf europäischer Ebene geklärt werden kann. Für mich wäre das eine spannende Herausforderung.

Kontakt

Dr. Ludger Meuten

Rechtsanwalt

Fachanwalt für Vergaberecht

Fachanwalt für Verwaltungsrecht

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